Wie durch Zufall ist mir diese Textstelle heute in die Hände gefallen.
Was bei mir nicht gefunden werden kann: heteronormative Alltäglichkeiten.
Donnerstag, 11. November 2010
Pierre Bourdieu - Soziologische Fragen
P. Bourdieu auf der Tagung "Ethnologie und Politik im Maghreb" im Jahre 1975: "Erste Frage: Hier wurde beschlossen, über Sozialgeschichte der Sozialwissenschaft zu sprechen usw. Ist das von Interesse? Dies ist ein Typ von Frage, der nie gestellt wird: Wenn wir hier sind, um darüber zu reden, dann schätzen wir, daß das von Interesse ist. Aber zu sagen, daß wir an einem Problem interessiert sind, ist eine euphemistische Art und Weise, um jene Grundtatsache zu benennen: Daß für uns in unseren wissenschaftlichen Produktionen vitale Interessen stecken. Diese Interessen sind nicht unmittelbar ökonomisch oder politisch, sie werden als interessenlos erlebt: Den Intellektuellen ist es eigen, interesselose Interessen zu haben, Interesse an der Interesselosigkeit zu haben. Wir haben Interesse an den Problemen, die uns interessant erscheinen. Das bedeutet, daß zu einem bestimmten Moment eine bestimmte Gruppe von Wissenschaftlern ein Problem als interessant konstituiert, ohne daß eine einzelne Person dies entscheiden würde: Eine Tagung veranstalten, eine Zeitschrift wird gegründet, Artikel, Bücher, Rezensionen werden geschrieben. Es "zahlt sich aus", über dieses Thema zu schreiben, das bringt Profite, Gewinne, Vorteile ein, weniger in Form von Autorenhonoraren (das mag mitspielen) als in form von Prestige, symbolischer Gratifikation usw." (BOURDIEU S. 77 in Soziologische Fragen)
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