Freitag, 12. November 2010

Ann Liv Young - Cinderella

She´s a lonely biatch. 
Ella. And covered in cinder. As Rhianna in Umbr. Ella. Ella. ey!ey!oh!oh!

(Cinder)ella alias Sherry aka Ann Liv Young sieht sich im einsamen Turm der verdammten Künstlerin eingesperrt, wiederholt immer und immer wieder die gleichen unnützen Tätgkeiten, ist sich dessen bewusst, ändert aber nichts daran. Sie ist alleine. Die für ihren Unterhalt sorgende Stieffamilie ist ihr verhasst, sie ist es, die dafür sorgt, dass sie aus ihrem fortwährenden Handlungskreislauf nicht ausbricht, sie aber gleichzeitig am Leben hält. Sie könnte fortlaufen. Doch die zu erwartenden Gesell_innen da draußen sind ihr ebenso ein Graus, die "Künstler_innen" - ein langweiliges Volk - a terrible company. Genauso ihre Financiers, die Stieffamilie, der Staat, die "Förderung".
So vertreibt sie ihre verbleibende Zeit damit, sich die Dinge zu erträumen, ihrer Umgebung Leben einzuhauchen, das nicht da ist. Beginnt mit Tieren zu sprechen, sie zu personifizieren. Doch irgendwann erschöpft sich auch das, es gibt keinen input, ihr Körper ist die Grenze (ihrer Phantasie).




Alles wird wiederverwertet, wiedergekäut, nach der Ausscheidung wiedereingeführt. Und doch nicht dem Kreislauf wiederzugeführt, eher rückwärtsgespult.
Sie sitzt in der Scheiße, die Misere trägt ihren Namen, sie ist am Boden. Warum ist sie nur weiß geboren? Dem Leistungsdruck ihrer Hautfarbe hält sie kaum stand, wie schön wäre es denn, einer anderen Ethnie (die sich weiter unten in der Hirarchie der Hegemonie wähnt) zuzugehören: die Erwartungen der Gesellschaft wäre um einiges niedriger, ihr Leben um einiges einfacher. So die Logik der Prinzenanwärterin.
Und in ihre Scheiße zieht sie das Publikum mit hinein. Um nicht allein zu sein. Um einen Austausch zu ermöglichen. In einer Rhetorik der Sonderklasse, die sonst rechtsradikale (populistisch heuchelnde) Politikern zum Einsatz bringen, oder auch ein gewisser Herr Blumenau on Air, biegt sie sich ihre Wahrheit zu recht. Sie ist eine geschulte Provokateurin, die wahre Unterhaltung in diesen Unterhaltungen kommt aus dem Publikum, auf das sie lediglich reagiert, wenn sein muß mit weiteren Provokationen aus ihrem Performance- und Erfahrungsrepertoir.

Doch als Rapperin macht sie eine gute Figur. Es kommt eine ungemeine Komik zustande. Sie brüllt, die Musik ist laut, ich lache Lauthals, keiner hörts, mir ist´s recht.

Es war ein traumatischer Genuß, Das.



Ann Live Young in ihrer Performance Cinderella im brut (Konzerthaus) am 11.11.2010 gesehen.

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