Donnerstag, 11. November 2010

Pierre Bourdieu - Soziologische Fragen II

"Eine bedeutsame Eigenschaft eine Feldes besteht darin, daß es Undenkbares enthät, das heißt Dinge, die überhaupt nicht diskutiert werden. Es gibt die Orthodoxie und die Heterodoxie, aber auch die Doxa, das heißt die Gesamtheit dessen, was als Selbstverständliches hingenommen wird, insbesondere die Klassifiktationssysteme, die festlegen, was als interessant bewertet wird und was als uninteressant, wovon niemand denkt, daß es erzählt zu werden verdient, weil keine (Nach)Frage besteht. ... Das Verborgenste ist das, worüber alle Welt sich einig ist, so einig, daß nicht einmal darüber gesprochen wird, ist das, was außer Frage steht, was selbstverständlich ist. Das was die historischen Dokumente am komplettesten im Dunkel zu belassen drohen, da niemand auf den Gedanken kommt, das Selbstverständliche festzuhalten; das, was die Informanten nicht sagen oder wenn, dann nur, indem sie es auslassen, indem sie schweigen." (BOURDIEU S. 81 - Soziologische Fragen)

Einfach ist es, sich mit fremden Federn zu schmücken. Besser könnte ich meine Gedanken aber nicht zu Wort bringen, deshalb sind sie geliehen.
In meiner Feldforschung in Juchitan, Mexiko, habe ich diese Erfahrung auch gemacht: die Geschlechterdifferenzen sind kaum Thema des alltäglichen Gesprächs. Auch wenn der Diskurs durch das internationale Interesse an der Region angeregt wurde, bis in die Häuser der Bewohner der ruralen Kleinstadt ist er keineswegs durchgedrungen. So haben manche als Antwort auf die Frage: Was bedeutet Mann(-sein) für dich? nur jene Antwort parat: Ein Mann ist ein Mann. Basta.




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